Regenschirm
Wandern auf den Spuren der Eichstätter Geschichte
Das langgezogene Waldstück an der B13 in Eichstätt zwischen dem Cobenzl-Schlösschen und dem Rosental ist auch heute noch mit vielen schattigen und verschlungenen Waldwegen durchzogen. Aber nur wenig erinnert an einen ehemals prachtvollen Lustgarten im 18. Jahrhundert. Die „Cobenzlsche Anlage“ und der heutige Auenwald hatten für Eichstätt einen bedeutungsvollen geschichtlichen Hintergrund mit einer wechselhaften und prägenden Zeit. Das Gelände wurde durch die Fürsten zu Leuchtenberg zu einer Einheit verbunden. Von der damaligen besonderen Ausprägung des Areals sind heute noch das Cobenzlschlösschen mit dem Pavillion, die Cobenzlhöhle und der Regenschirm als markanter Aussichtspunkt übrig geblieben. Der Regenschirm war früher ein rundum geschlossener Bau und hat keinerlei symbolische oder historische Bedeutung. Aber er eröffnet einen weiten Ausblick über die Domstadt durch das Altmühltal bis hinunter nach Landershofen und lädt den Wanderer zu einer gemütlichen Rast ein. Die Spazierwege führen unter anderem hinauf zur Waschette über den Saupark zur Frauenbergkapelle.
Die „Anlage“ wurde von Ludwig Graf Cobenzl erworben. Er war Dompropst in Eichstätt und Mitglied des Illuminaten-Ordens in der Zeit der Aufklärung. In Eichstätt besaß er neben seiner Stadtwohnung ab 1776 am Rande der Stadt das noch heute nach ihm benannte barocke Schlösschen, das aus einem ovalen Mittelbau mit zwei kleinen Flügeln und einem Garten mit einem Gartenpavillon bestand. Cobenzl erweiterte sie 1784. Er ließ das Schlösschen umbauen und dahinter einen terrassenförmigen, botanischen Garten mit lauschigen Anlagen anlegen. Dazu holte er sogar Blumen aus Nordamerika. Er ließ einen weiteren, hölzernen Pavillon errichten und machte die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich.
Nach einigen Besitzwechseln wurde das gesamte Territorium mit dem Hochstift Eichstätt und den Resten der Anlage 1817 standesgemäßer Besitz von Prinz Eugene de Beauharnais. Als Fürstentitel wählte man „von Leuchtenberg“.
Herzog Eugen erweiterte die Cobenzlsche Anlage. Die in den Anlagen ausgebauten Spazierwege führen in verschiedenen Höhenlagen zum Teil ins Rosental, zum Teil zum Hirschparkhaus bis zum Vogelherd. Auf dem hohen Felsen über dem ehemaligen Zellerbräukeller wurde ein Holzpavillon errichtet, später umgestaltet und im Volksmund „Regenschirm“, „Schwammerling“ oder „Parapluie“ genannt. Inzwischen wurde ein kultURwald angelegt mit Informationstafeln zu der Entstehung und Geschichte der Anlage.
In dem ganzen Areal kann man auch heute noch klare Reste der damaligen Anlage sehen wie kleine Mauern der Terrassen am Wegrand, Felsvorsprünge oder Sitzgelegenheiten aus Stein. An einer Stelle kann man beim Spaziergang im Ausblick nach unten noch gut die terrassenförmige Anlage erkennen. Die zu Cobenzls Zeiten durch Soldaten angelegten Wege laden immer noch zum gemütlichen Wandern ein. Die Wegweiser zeigen dem Spaziergänger mehrere Wanderrouten, die alle kaum Schwierigkeitsgrade in sich haben und auch für Kinder geeignet sind. Je nach Route ist es eine gemütliche Nachmittagstour.